Menschen mit Behinderungen
Die ungemeldeten Fälle von Verbrechen an Menschen mit Behinderungen sind alarmierend hoch. Häufig fällt es den Opfern schwer, sich auszudrücken um Vorfälle zu melden.
Täter missbrauchen oft ihre Machtposition und die speziellen Lebensumstände behinderter Menschen. Sie nutzen deren Hilflosigkeit und Abhängigkeit aus, um eigene Bedürfnisse zu erfüllen. Dies führt zu Zwang und Verschwiegenheit der Opfer. Solche Risiken bestehen vor allem im Sport, in Pflegeheimen und Werkstätten sowie im privaten Umfeld.
Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) befasst sich oft mit Amelotatismus. Dies betrifft meist Männer, die Frauen mit Amputationen sexuell anziehend finden. Sie suchen gezielt Sportveranstaltungen auf, um Fotos zu machen oder Filme zu drehen. Im schlimmsten Fall dringen sie in Umkleideräume ein. Frauen und Mädchen empfinden dies als demütigend. Sie fühlen sich auf ihre Behinderung reduziert, was sie durch Sport zu überwinden versuchen.
Besonders gefährdet sind Mädchen und Frauen mit Behinderungen
Die Studie von Schröttle et al. (2012) offenbart, dass behinderte Frauen häufiger sexuellen Missbrauch erleiden. Insbesondere sind Frauen mit psychischen Beeinträchtigungen stark betroffen.
Zwischen 81 und 89 Prozent der Teilnehmerinnen berichteten von Diskriminierung durch Personen und Institutionen. Sie erleben somit vielfältige Diskriminierungs- und Gewaltformen.
Das EU-Daphne-Projekt bestätigt, dass behinderte Frauen öfter Gewalt erfahren als nichtbehinderte Frauen. Eine Broschüre bietet Hilfe und kann bei KRAFTWERK bestellt oder gedownloadet werden. Dort ist auch eine Bestellung in Leichter Sprache möglich.
Jungen und Männer
Das Thema sexualisierte Gewalt bei Jungen und Männern mit Behinderung ist komplex. Das gängige Bild von Männlichkeit schließt oft die Möglichkeit von Gewalterfahrungen aus. Diese Sichtweise erschwert es Betroffenen, über solche Erlebnisse zu sprechen.
Sexualisierte Gewalt und Grenzüberschreitungen betreffen auch Jungen und Männer mit Behinderung. Dies steht im Widerspruch zum herkömmlichen Verständnis von Männlichkeit, das Gewalt gegen Männer negiert. (Vgl. Bange 2007)
Forschungen belegen einen dringenden Handlungsbedarf. Männer und Jungen erleiden häufig Gewalt, sowohl durch männliche als auch weibliche Täter. Dunkelfeldstudien zeigen, dass die Betroffenenquote bei 20% liegt. (Vgl. Jungnitz et al., 2007; Bange 2007; Zemp et al., 1997)
Stärkung des Selbstbewusstseins
Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) widmet sich verstärkt der Selbstbehauptung und Persönlichkeitsentwicklung behinderter Mädchen und Frauen. Im Rahmen des SGB IX, § 64, wurden „Übungen zur Stärkung des Selbstbewusstseins“ als neue Rehabilitationsmaßnahme eingeführt. Sie adressieren das erhöhte Risiko von Grenzverletzungen, dem diese Gruppe ausgesetzt ist. Diese können den Rehabilitationsprozess negativ beeinflussen.
Die Übungen zielen darauf ab, durch körperliche Erfahrungen psychosoziale Effekte zu fördern. Sie unterstützen die gesellschaftliche Teilhabe und wurden mit dem SGB IX, das am 1. Juli 2001 in Kraft trat, rechtlich verankert.
Der DBS hat eine Weiterbildung für Übungsleiterinnen im Rehabilitationssport entwickelt. Diese basiert auf einem Katalog, der Übungen, didaktische Methoden sowie soziologische und psychologische Inhalte umfasst. Die Übungsleiterinnen werden speziell darauf vorbereitet, die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen zu berücksichtigen. Dies soll den Erfolg der Maßnahmen sicherstellen.